Kleines medizinisches Fußlexikon

die Füße
die Knochen
die Bänder
die Muskeln
die Haut
die Blutgefäße
der gesunde Fuß
die Kinderfüße
Fußfehler
erworbene Fußfehler
die Ursachen
die Folgen
der fußgerechte Schuh
Fußgymnastik
die Einlagen
Schuhe für Einlagen
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Vorwort

Die Bedingungen der technischen Zivilisation und die heutige Lebensweise haben es mit sich gebracht, dass vor allem unsere Füße durch Mindergebrauch, Überlastung oder falsches Schuhwerk oftmals geschädigt werden.

In diesem Fußlexikon erhalten Sie Informationen über den Bau und die Funktion unserer Füße, auf die häufigsten Ursachen und Folgen sowie die Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten von Fußerkrankungen und ihren weiterreichenden Folgen eingehen. In manchen Fällen genügen aktive Kräftigungsübungen für die Füße nicht mehr, dann sollten Einlagen- oder othopädisches Schuhe überlegt mit dem Arzt besprochen werden.

Diese Zusammenhänge sollen hier anschaulich dargestellt werden. Zeichnungen und einzelnen Textpassagen sind aus der Broschüre "Alles über Ihre Füße" von Professor Dr. H. Mau, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik in Tübingen entnommen. Alle Rechte der an den Abbildungen und den verwendeten Texten verbleiben bei W. Spiess, Schuhfabrik GmbH & Co. Fellbach, Deutschland.

Wir hoffen Ihnen, mit diesem "kleinen Fußlexikon" das Verständnis für Ihre Füße veranschaulichen zu können. Zögern Sie nicht, uns bei einem Besuch in meinem Geschäft um weitere Auskünfte zu bitten. Ihre Füße sind bei uns in guten Händen, wir helfen Ihnen gerne.

Ihre
Susanne Koswig



Die Füße

Ein Leben lang gehen Ihre Füße mit Ihnen durch dick und dünn. Schon darum verdienen sie ein bisschen Aufmerksamkeit - und zwar ganz gleich, ob Ihre Füße noch fit sind - oder nicht. Statistisch bekommen 75% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens Fußprobleme, wobei Frauen 3-mal mehr gefährdet sind als Männer.

Man hat errechnet, dass ein Mensch in 80 Jahren durchschnittlich 185.000 km läuft. Auch wenn man an die heutige Autogeneration denkt und die immer größer werdende Bewegungsarmut, so geht ein Mensch trotzdem rund 1-mal um den Erdball. Er legt also über 40.000 km zurück. Durchschnittlich werden pro Tag ca. 8.000 Schritte gemacht. Jeder Schritt übt den 3-4-fachen Druck des eigenen Körpergewichtes auf die Füße aus. Während eines durchschnittlichen Tages, an dem ein Mensch auf den Beinen ist, kann sich dieses Gewicht auf hunderte von Tonnen summieren.

Dass sich dadurch Fußprobleme entwickeln können, kann man sich relativ leicht vorstellen. Besonders gefährdet sind Menschen mit: Diabetes, Durchblutungsstörungen, Hyperuricämie und Gicht, Arthrose, etc.

Daher ist es wichtig die Füße regelmäßig zu pflegen, zu inspizieren und einiges darüber zu wissen.

Auf den folgenden Seiten sehen Sie zunächst, wie Ihre Füße "konstruiert" sind - eine Konstruktion, die sich seit Jahrmillionen bewährt hat! Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich die Füße der Menschen im Vergleich zu den Füßen anderer Säuger nur wenig weiterentwickelt haben (rein "entwicklungsgeschichtlich" gesehen). Denn bei den Säugetieren finden wir Spezialisten, die schneller laufen können, weil sich bei ihren Füßen eine kleinere Auftrittsfläche ausgebildet hat. Oder sie können mit speziellen Greiffüßen besser klettern. Oder sie können sich mit speziellen Polstern besser anschleichen usw.

Beim Menschenfuß hat keine derartige Spezialisierung stattgefunden. Aber gerade das ist unser Vorteil: Denn der Menschenfuß ist dafür besonders vielseitig. Geeignet zum Laufen, zum Klettern, zum Schwimmen und zum Halten von Gegenständen - und sogar zum Fußballspielen!

Kurz - auch bei unseren Füßen handelt es sich um eine geniale Erfindung. Und wenn Ihre Füße nicht so sind, wie sie sein sollten - der menschliche Erfindungsgeist hilft Ihnen weiter.



Die Knochen

Wie so ein Fuß eigentliche funktioniert, können Sie gut an den Knochen erkennen.
Zum besseren Verständnis wollen wir hier erst mal die Knochen ein bisschen sortieren. Die Farben helfen uns dabei. Also: Von der Funktion her gesehen, gehören alle roten Knochen zum Vorfuß. Dazu wird funktionell auch der Mittelfuß gerechnet, der in dunklerem Rot abgebildet ist. Das Blaue dagegen ist der Rückfuß. Insgesamt sind hier 26 Knochen bunt versammelt. Plus zwei Sesambeine in Gelb. Sehen wir nun die zwei grössten Knochen an: das Sprungbein 1 und das Fersenbein 2. Das Sprungbein fügt sich nach oben in die Knöchelgabel ein, die von Schienbein und Wadenbein gebildet wird. So entsteht das obere Sprunggelenk. Ein Scharnier, das Heben und Senken des Fußes ermöglicht.
Nach unten ruht das Sprungbein auf dem Fersenbein, mit dem der Boden berührt wird. Zu dieser Fußwurzel gehören auch noch das Kahnbein 3, das Würfelbein 4 und drei Keilbeine 5, 6, 7. Die Gelenke zwischen Sprungbein und Fersenbein und zwischen Kahnbein und Sprungbein werden als unteres Sprunggelenk bezeichnet. Sie sind eine funktionelle Einheit, die das Ein- und Auswärtskanten des Fußes möglich macht. Nach vorn schliessen sich an die Fußwurzel die fünf Mittelfußknochen (12, 13, 14, 15, 16) an. Davon ist der erste besonders kräftig. Er wird beim Gehen stark beansprucht. Und wenn Sie stehen, muss er mehr Druck aushalten als die anderen Mittelfußknochen. Bei den Zehen fällt auf, dass die Großzehe nur zwei knöcherne Glieder hat, während die übrigen Zehen noch ein zusätzliches Zwischenglied besitzen. Ihr Fuß trägt Sie hauptsächlich mit dem Fersenbein und dem Grosszehenballen. Der Kleinzehenballen trägt auch noch mit, ist aber für Dauerbelastungen weniger geeignet.



Die Bänder

Berühmt-berüchtigt vom Sport: Sie halten die Knochen zusammen.

Das knöcherne Fußgerüst wird durch Gelenkkapsein und eine Vielzahl von Bändern zusammengehalten. \Nenn Sie Ihren Fuß einmal spielerisch in alle möglichen Richtungen bewegen, dann merken Sie, dass die Bewegungen nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich sind.

Würde Ihr Fuß mit Gewalt über diesen Punkt hinaus weiterbewegt, dann käme es zu einer Verrenkung des Gelenkes. Und bevor diese stattfände, würden zuerst die Bänder gezerrt, überdehnt oder gar abgerissen. Die Bänder verhindern also zu grosse Bewegungsausschläge. Sie bestehen aus zugfesten Fasern, die zwar nur gering dehnbar sind, aber dafür die Fähigkeit zur Dauerbelastung haben.



Der Bandapparat des oberen Sprung gelenkes (blau) verhindert zu starke seitliche Kippbewegungen. Weil er am Aussenknöchel weniger stark aus gebildet ist, treten hier häufiger schmerzhafte Verletzungen beim Abknicken des Fußes auf. So gesund es ist, wenn sich jemand die Füße vertreten geht, so schmerzhaft ist es, wenn sich jemand den Fuß vertritt.

Ihr Fuß von der Innenseite betrachtet: Sie sehen, wie das Fußlängsgewölbe in drei Stockwerken durch Bänder (rot) verspannt ist. Diese Bänder ermüden nicht, können aber überdehnt werden. Der darüberliegende Bandapparat stellt die Verbindung vom Innenknöchel mit dem Fuß dar.



Die Muskeln

Bekannt vom Muskelkater Sie bewegen das Ganze.

Die Muskeln, mit denen Sie Ihre Füße bewegen, sitzen nicht etwa alle im Fuß, sondern etliche beginnen im Unterschenkel und am Oberschenkel. Sie brauchen nur einmal die Hand auf die Wade oder neben das Schienbein zu legen und den Fuß auf- und abzukippen, dann merken Sie, wo die Muskeln arbeiten. Sie reagieren auf Willensimpulse, die durch Nerven übertragen werden. Kommt so ein Impuls, dann ziehen sie sich zusammen, und weil sie durch Sehnen mit einsam Fußknochen verbunden sind , bewegt sich der Fuß.

Neben den Muskeln des Unterschenkels, die am Fußskelett enden, gibt es auch Muskeln, die Ursprung und Ansatz am Fuß selbst haben. Einige beugen und strecken, andere spreizen bzw. korrigieren die Zugrichtung. Die Hauptwirkung der kurzen Fußmuskeln dient der Haltefunktion, das heisst, die Muskeln spannen das Fußgewölbe aktiv, während es von dem bereits beschriebenen Bandapparat passiv gehalten Wird.
Hier sehen Sie einen Muskel, der äusserst wichtig ist beim Gehen: den Schollenmuskel, ein Teil des Wadenmuskels. Dieser Fußsenker stösst den Fuß vom Boden ab. Er läuft hinter der Achse des oberen Sprunggelenkes. Der dreiköpfige Wadenmuskel endet unten in der Achillessehne 2, die am Fersenbein festgemacht ist.
Der Fußinnenrand wird vom vorderen Schienbeinmuskel 1 gehoben. Die Zehen werden vom Zehenstrecker 2 gestreckt, der auch den Fuß hebt.
Grosse Wadenmuskeln: Zwillingswadenmuskel 1 und Schollenmuskel 2, die zusammen in die Achillessehne 3 münden. Sie senken den Fuß und heben den Fußinnenrand. Die Zehenbeuger 4 beugen die Zehen, senken den Fuß und heben ebenfalls den Innenrand.
Die Abbildung zeigt den Zehenbeuger deutlich 1. Er beugt die Zehen. Ausserdem senkt er wie der hintere Schienbeinmuskel 2 den Fuß und hebt den Fußinnenrand. Weiter sehen Sie den dreiköpfigen Wadenmuskel, bestehend aus Zwillingsmuskel 3 und Schollenmuskel.
Der lange 1 und kurze Wadenbeinmuskel sowie der dritte Wadenbeinmuskel 3. Diese heben den äusseren Fußrand. Zusätzlich sind die Zehenstrecker zu sehen 3.



Die Haut

Wussten Sie schon, dass Sie Polster unter Ihren Füßen haben ?

Die Haut unter Ihren Füßen ist etwas ganz Besonderes. Hier ist die Oberhaut sehr dick ausgebildet. Und das Unterhautgewebe bildet kleine Kammern, die mit Fett gefüllt sind. Durch diese Kammerung des Sohlenfettes wird die Fußsohlenhaut zu einem sehr guten Polster.



Die übrige Haut am Fuß ist im Prinzip so ausgebildet wie überall an Ihrem Körper: Obendrauf die Oberhaut 1 als dünnste Schicht, die produziert die abschilfernde Hornschicht. Die Lederhaut 2 ist besonders dick und hauptsächlich aus vielen Fasern zusammengesetzt. Sie geht in die Unterhaut 3 über, die aus einem lockeren Bindegewebe mit vielen eingelagerten Fettzellen besteht. Das macht die Unterhaut zu einem Wärmeisolator. Und ausserdem bildet sie auch am übrigen Körper ein gewisses Druckpolster - wenn auch nicht so ausgeprägt wie unter Ihren Füßen.



Die Blutgefäße

Es ist ja klar, warum gerade die Füße besonders häufig unter Zirkulationsstörungen und Schwellungszuständen leiden: Die Füße sind am weitesten vom Herzen entfernt, das Blut in den Venen muss gegen die Schwerkraft nach oben gepumpt werden. Da kann es leicht zu Schwierigkeiten kommen.

Wenn Sie mit der Hand Ihren Puls unterhalb des Innenknöchels am Fuß ertasten, dann halten Sie die Fingerspitzen direkt auf der grössten Schlagader des Fußes, auf der hinteren Schienbeinschlagader. Sie versorgt hauptsächlich den Fußsohlenbereich. Auf dem Fußrücken verläuft die dünnere Schlagader, die dicht neben der Sehne des langen Grosszehenstreckers tastbar ist. Die Venen verlaufen gemeinsam mit den Schlagadern.

Die Lymphbahnen

Wie überall am Körper finden sich neben den Venen auch feine Spalten im Gewebe, die Lymphbahnen. In ihnen fliessen Körpersäfte herzwärts.

Die Nerven

Die Nerven leisten auch in unseren Füßen ganz Erstaunliches. Man muss sich nur einmal vorstellen, was beim Gehen alles passiert, zum Beispiel wenn Sie in unebenem Gelände gehen oder gar im Dunkeln. Ihr Fuß reagiert automatisch auf die Unebenheiten des Bodens und passt sich ihnen an. Das heisst, die Nerven geben schon bei der geringsten Bodenberührung eine Meldung über die Bodenbeschaffenheit an das Gehirn und erhalten Befehle für die entsprechende Reaktion, die sie blitzschnell an die Muskeln weiterleiten.

Die sensiblen Nerven leiten nicht nur Berührungsempfindungen, sondern auch anderes weiter. Wenn Sie zum Beispiel im Schwimmbad auf eine glühende Zigarettenkippe treten, dann ist das sowohl eine Schmerzempfindung als auch eine Temperaturempfindung, die weitergeleitet wird. Ausserdem melden Nerven die Lage der einzelnen Skelettabschnitte zueinander an das Gehirn sowie Empfindungen über den Spannungszustand von Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln.

Befehle aus dem Gehirn, die die Muskeln veranlassen, sich zusammenzuziehen, werden durch motorische Nerven geleitet. Der dickste Nerv des menschlichen Körpers ist der Hüftnerv (Ischiadicus). Er teilt sich oberhalb der Kniekehle in den Schienbeinnerv und den Wadenbeinnerv. In der Fortsetzung bedienen diese Nerven den Fuß.



Der gesunde Fuß

Eine genaue Abgrenzung zwischen gesunden und kranken Füßen gibt es nicht.

Als die Vorfahren des Menschen von den Bäumen herunterkletterten und anfingen, aufrecht zu gehen, da bildete sich im Lauf der Zeit der menschliche Fuß heraus, wie wir ihn heute haben. Vorher war er - wie bei den Affen - mehr der menschlichen Hand ähnlich, was das Klettern erleichterte.

Ein gesunder Fuß hat nur drei Auflagepunkte-, dazwischen ist er gewölbt. Eine Wölbung läuft vom Grosszehenballen A zur Ferse C, eine weitere Wölbung läuft vom Kleinzehenballen B zur Ferse. Schliesslich liegt noch zwischen dem Grosszehenballen A und dem Kleinzehenballen B eine dritte kleine Wölbung.

Rechts sehen Sie die Schemazeichnung eines gemauerten Gewölbes, wie Sie es zum Beispiel von alten Brückenbogen her kennen. Der Schlussstein oben in der Mitte und alle anderen Steine drücken unten auf die Widerlager, dieser Bogen hält sich selbst, er kann nicht einstürzen.

Sondern: Das Fußgewölbe hält ganz anders als das gemauerte Gewölbe mit seinem starren, selbsthaltenden Bogen. Der Bogen des Fußes hält erst durch Kapseln, Bänder, Muskeln. Der Vorteil: Er federt, kleine ausgleichende Bewegungen sind möglich. Ein Nachteil: Der Bogen kann durchsinken.

Mit dieser Konstruktion können unsere Füße zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen wird der Auftritt gedämpft. Ausserdem werden Unebenheiten des Bodens ausgeglichen, wozu allerdings Muskelleistung nötig ist. Zum andern können wir mit dieser Konstruktion ohne grosse Anstrengungen "einfach stehen". Ganz ohne Muskelleistung ist das nicht möglich - denn es müssen ja Schwankungen des Körperschwerpunktes ausgeglichen werden.

Wie unterscheidet sich nun der gesunde Fuß vom kranken Fuß? Eine ganz scharfe Grenze lässt sich da nicht ziehen. Während eine Formabweichung beim einen noch den Belastungsansprüchen genügt, wird beim anderen die Leistungsfähigkeit des Fußes überfordert. Füße sind individuell verschieden. Länge, Breite, Ausprägung der Weichteile und Verhältnis der Zehenlängen zueinander können sehr abweichend gebaut sein. Was sich dazu feststellen lässt, ist, dass ein gesunder Fuß ungefähr so einen Fußabdruck hat:

Weiter befindet sich beim gesunden Fuß die Achse des Fersenbeines nicht in gerader Verlängerung zur Unterschenkelachse, sondern weist einen leicht nach aussen offenen Knick von etwa 5 Grad auf. (Der gesunde Fuß ist also ein leichter Knickfuß.)

Links im Bild ein gesunder Fuß. Rechts ein nicht mehr gesunder Knickfuß.



Die Kinderfüße

Baby Füßchen

Sie sind keine kleinen Erwachsenenfüße, sondern ganz anders.

Mit der Geburt hat der Fuß noch nicht seine endgültige Form. Das können Sie den hier folgenden Bildern und Texten entnehmen. In Babys Füßchen ist das knöcherne Fußskelett zunächst noch grossteils knorpelig angelegt. Der Knorpel wird später durch Knochengewebe ersetzt. Ein Vorgang, der bereits im Mutterleib beginnt und erst im Jugendalter abgeschlossen wird .

Bei Babys fällt das Abweichen der Grosszehe nach innen auf.

Bei Säuglingen fehlt das Fußlängsgewölbe scheinbar, weil es durch Fettgewebe im Fußsohlenbereich aufgefüllt ist.

Eine weitere Besonderheit in den ersten Lebenstagen ist die Fähigkeit der deutlich vermehrten Fußhebung.

Zum 2. Lebensjahr wird das Fußlängsgewölbe durch Rückbildung des Sohlenfettes sichtbar.

Bei belastetem Fuß ist der nach aussen offene Winkel zum Fersenbein und Unterschenkel deutlich grösser. Beim Kleinkind normal!

Bei jedem Kind besteht ein leichter, lockerer Knickfuß, der nicht als krankhaft angesehen werden darf. Es wäre also falsch, so etwas mit Einlagen zu behandeln.


Gegen Ende des 2. Lebensjahres wird aus dem 0-Bein ein X-Bein. Gleichzeitig nimmt die Knickfußstellung etwas zu. Ein wichtiges Merkmal des kindlichen Knickfußes ist seine Lockerheit. Stellt sich das Kind auf die Zehenspitzen, wird die X-Stellung des Fersenbeines in eine 0-Stellung überführt. Etwa im 6. Lebensjahr stellt sich die Beinachse annähernd gerade ein und es kommt zu einer Aufrichtung des Fußes.



Die Fußfehler

Die wenigsten sind angeboren, die meisten werden erst erworben.

Fußfehler lassen sich in angeborene und in erworbene einteilen. Dabei überwiegen die erworbenen Fußfehler bei weitem. Etwa 98% der Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt. Bei den restlichen 2% finden sich Formfehler, die ohne entsprechende Behandlung zu einer schweren Beeinträchtigung des Gehvermögens führen können.

Der gesunde Kinderfuß. Zum Vergleich bilden wir hier erst einmal einen gesunden Kinderfuß ab. Er entspricht dem Fuß eines dreijährigen Kindes. Das Fußlängsgewölbe, das bei Säuglingen noch von Fettgewebe ausgefüllt wird, ist hier bereits sichtbar.



Der Klumpfuß

Und wie er behandelt wird. Unter den angeborenen Fußdeformitäten ist der Klumpfuß die häufigste. Das gesamte Fußskelett ist hier verdreht. Das Fersenbein hat O-Stellung, der Vorfuß zeigt Sichelstellung, der Fußinnenrand ist angehoben. Die Zehen weisen nach unten und die Ferse kann den Boden nicht berühren (Spitzfuß). Die Behandlung muss bereits am ersten Lebenstag begonnen werden. Der Arzt versucht vorsichtig, die Fehlform des Fußes mit der Hand in Etappen auszugleichen. Anschliessend wird jeweils das gewonnene Korrekturergebnis mit Gipsverbänden gehalten. Ist die Fehlform des Vorfußes beseitigt, wird die Spitzfußstellung etwa im 4. Lebensmonat operativ durch Verlängerung der Achillessehne und Einkerbung der hinteren Gelenkkapselanteile zwischen Unterschenkel und Sprungbein beseitigt. Anschliessend folgen krankengymnastische Übungen, um ein Muskelgleichgewicht zu erreichen. Formerhallende Nachtschienen werden angelegt, bis das Kind zu gehen beginnt. Um ein erneutes Auftreten des Klumpfußes zu verhindern, ist es häufig notwendig, die Füße bis etwa zum 15. Lebensjahr mit Einlagen zu versorgen.

Der Sichelfuß

Angeboren, aber zu behandeln. Der Sichelfuß kann angeboren sein, oder er entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten. Bei der Frühbehandlung wird er mit Schienchen oder Gipsverbänden umgeformt. Eine Versorgung mit Schaleneinlagen ist manchmal notwendig, um ein erneutes Auftreten oder eine Verstärkung der Fußdeformität zu verhindern.

Der Plattfuß

Der angeborene Plattfuß ist zum Glück äusserst selten. Er zeigt keine Fußlängsgewölbeform. Im Gegenteil: der Vorfuß ist sogar nach oben hochgebogen. Bei der Behandlung wird der Fuß vorsichtig umgeformt und mit anschliessenden Gipsverbänden und Lagerungsschienen versehen. Meistens sind anschliessend noch Operationen notwendig, um die verrenkten Fußwurzelknochen in eine korrekte Stellung zu bringen.

Solange der Fuß noch locker ist, kann er mit Innenschuhen oder mit Korrektureinlagen behandelt werden. Bei bereits in Fehlform starr gewordenem Fuß kommen Bettungseinlagen in Frage. Sie entlasten besonders beanspruchte Sohlenabschnitte und verbessern die Gehfähigkeit.

Der Kletterfuß

Kann wie ein Knicksenkfuß aussehen. Hier ist es zu einer Verwringung zwischen Rück-und Vorderfuß gekommen. Die Fehlform wird mit krankengymnastischen Übungen und vorsichtiger Umformung mit anschliessenden Gipsverbänden vor Laufbeginn behandelt. Wenn die Fehlform nicht beseitigt werden kann, dann stellt sich bei belastetem Fuß der Vorfuß parallel zur Unterlage und zwingt die Ferse in eine vermehrte Knickstellung. Das sieht dann aus wie ein ausgeprägter Knicksenkfuß.

Der Hackenfuß

Ebenfalls behandelbar. Säuglinge mit einem Hackenfuß können den Fuß nicht bis zur Neutralstellung oder darüber hinaus senken. Die Fußhebung ist häufig so ausgeprägt, dass der Fußrücken das Schienbein berührt. Zusätzlich finden sich eine X-Stellung des Fersenbeines und eine Verschmächtigung der überdehnten Wadenmuskulatur. Bei der Behandlung wird der Fuß in die bestmögliche Fußsenkung gebracht und anschliessend mit einem Gips versorgt. Wird nach dieser Behandlung die Fußsenkung über die Neutralstellung hinaus erreicht, schliessen sich krankengymnastische Massnahmen zur Kräftigung der Muskulatur an.



Die erworbenen Fußfehler

Und wie man sie vermeldet.

Der Knickfuß gilt als häufiger Fußfehler. Wenn Sie ihn mit dem gesunden Fuß vergleichen, dann können sie beim gesunden Fuß eine leichte X-Stellung des Fersenbeines erkennen. Beim Knickfuß ist dieses X deutlich stärker.

Sicher bedeuten grobe Formalbweichungen eine verminderte Belastbarkeit der Füße. Aber eine strenge Verbindung zwischen Fußform und Leistungsfähigkeit besteht trotzdem nicht. Denn Untersuchungen von Olympiakämpfern haben gezeigt, dass viele Sportler Knick-Senkfüße hatten und trotzdem ausgezeichnete Leistungen brachten.

Es ist also nicht einfach, eine Abgrenzung zwischen voll leistungsfähigem und krankem Fuß vorzunehmen. Das erklärt die Zurückhaltung moderner Orthopäden, vorbeugend oder bei einer leichten Fußschwäche Einlagen zu verordnen. Diese Zurückhaltung ist besonders angebracht bei Kindern, die von Natur aus einen lockeren Knickfuß haben. Hier hat man sich von der Vorstellung gelöst, dem vermeintlich schwachen Fuß durch eine passive Unterstützung mit Einlagen helfen zu können. Statt dessen wird nun eine Kräftigung der Muskulatur durch häufiges Barfuß gehen auf natürlichem Boden empfohlen. Und die Versorgung mit passendem Schuhwerk, das dem Fuß möglichst grosse Bewegungsfreiheit lässt.

Unter so gesunden Umständen wird Gehen bei Belastung zum Training der Fußmuskulatur. Das hilft besser als Einlagen, die den Muskeln die fithaltende Arbeit abnehmen.

Beim SenkFuß ist das innere Längsgewölbe abgesunken. Über die Ursache der Fußsenkung bestehen zahlreiche Hypothesen. Zum einen wird eine angeborene Schwäche des passiven Bewegungsapparates angenommen -schwache Knochen, Kapseln und Bänder. Zum anderen geht man aber auch davon aus, dass die Fußsenkung zumindest am Anfang auf eine Muskelschwäche zurückzuführen sei. Dann können die Fußmuskeln die Fußform nicht mehr gegen die Schwerkraft erhalten. Die Muskelschwäche wird auf mangelnde Übung und einseitige Überbelastung zurückgeführt.

Knickfuß und Senkfuß kommen meist gemeinsam vor - als Knicksenkfuß. Der Plattfuß ist eine Kombination von Senkfuß und Spreizfuß. Bei ihm zeigt nicht nur das Fersenbein Knickstellung und das Fußgewölbe eine Abflachung, sondern das vordere Quergewölbe ist abgeflacht.

Bei Erwachsenen ist der Plattfuß der am häufigsten erworbene Fußfehler - nicht zu verwechseln mit dem angeborenen Plattfuß! Durch Abflachung der Gewölbe sind hier die Bänder überdehnt und die Muskulatur wird überlastet. Der Fuß hat seine Elastizität verloren. Die Gelenke werden falsch belastet. Ergebnis ist ein Fuß, der bei jedem Schritt schmerzt. Einlagen können diese Beschwerden beiseitigen. Nur sollte nicht vergessen werden, dass die Einlagenversorgung eigentlich nur eine vorübergehende Massnahme darstellt. Um die Fußmuskeln zu kräftigen, sind entsprechende krankengymnastische Übungen unerlässlich.

Bei Kindern ist die Sache ein bisschen anders zu sehen: Wenn hier ein leichter, lockerer Knick-Senkfuß auftritt, wird er häufig schon als Plattfuß bezeichnet, was falsch ist. In der Regel ist da keine besondere Behandlung nötig. Kinder mit PlattFüßen haben im Gegensatz zu Erwachsenen nur selten Fußschmerzen. Nur bei Kindern mit extremer Knickstellung des Fersenbeines und vollständiger Abflachung des Fußlängsgewölbes sollte die Fehlhaltung mit Einlagen korrigiert werden, Denn sie kann im späteren Leben einmal Ursache für Schmerzen sein.



Wer mit Plattfüßen grosse Schmerzen hat, der kann am "entzündlichen kontraktem Plattfuß" leiden. Ausgangspunkt dieser Schmerzen ist ein Reizzustand der einzelnen Fußgelenke. Er führt zur Dauerverkrampfung der Unterschenkelmuskulatur. Behandlungstipp: Feuchtwarme Umschläge, schmerzlindernde Medikamente, ruhigstellende Gipsverbände, dann Versorgung mit Stützeinlagen.

Schliesslich gibt es noch Plattfüße aufgrund von Lähmungen oder Knochenanomalien. Hier geht die Behandlung über einfache Einlagenversorgung hinaus - mit Orthesen, Schuhzurichtungen, orthopädischen Schuhen oder Operationen.

Der Hohlfuß. Das Gegenstück zum Plattfuß. Beim Plattfuß liegt das Fußlängsgewölbe völlig flach, beim Hohlfuß da gegen ist es zu hoch. Das Fersenbein steht im O-Sinn gekippt. Die Zehen sind häufig in Krallenzehstellung eingeschlagen. Ein Hohlfuß entsteht während der ersten Lebensjahre. Mit Einlagen kann meist eine bessere Druckverteilung erreicht werden. Gelegentlich muss noch mit einer Operation nachgeholfen werden. Immerhin sind Schuhzurichtungen bei Beschwerden hilfreich.

Der Spitzfuß. Er kann mehrere Ursachen haben. Der Spitzfuß entsteht durch Gesundheitsstörungen, die angeboren sind oder später auftreten - zum Beispiel Lähmung der Fußhebenden Muskulatur, spastische Lähmungen bei zerebraler Kinderlähmung oder Unfallfolgen. Je nach Krankheitsbild sind hier operative Massnahmen notwendig oder das Tragen einer den Beinlängenunterschied ausgleichenden Bettungseinlage. Links ein Normalfuß im Vergleich zum Spreizfuß rechts. Von vorn gesehen

Der Spreizfuß. Er kommt selten allein vor. Beim Spreizfuß hat sich das querliegende kleine Fußgewölbe gesenkt. (Die Fußgewölbe sind auf den Seiten 12 und 13 beschrieben.) Während Sie mit gesunden Füßen nur auf den Köpfen des ersten und fünften Mittelfußknochens (Großzehen- und Kleinzehenballen) laufen, kommen hier auch die Köpfchen der übrigen MittelFußknochen unter stärkere Druckbelastung. Als Folge davon entsteht vermehrte Hornhautbildung an den Druckstellen. Diese Schwielen sind Kennzeichen des SpreizFußes.

Die Schiefzehe. Tritt häufig in Verbindung mit dem SpreizFuß auf. Der SpreizFuß ist Bestandteil des PlattFußes. Zur Behandlung dienen Einlagen, die mit einer polsterförmigen Abstützung den schmerzhaften Druckpunkt entlasten. Gleichzeitig formen sie das quere Fußgewölbe aus. Oft gehört zum Spreizfuß auch die Schiefzehe. Hier ist die Grosszehe schräg in Richtung auf die zweite Zehe abgewandert. Der Großszehenballen (erstes Mittelfußköpfchen) kommt seitlich stärker unter Druck, was den Schleimbeutel entzündet. In leichten Fällen kann so etwas mit Nachtschienen behandelt werden. Bei ausgeprägten Deformationen ist eine Operation notwendig mit anschliessender Einlagenversorgung des Fußes,

Fuß des Rheumakranken. Eine schmerzhafte Sache. Die orthopädische Versorgung dieser Füße bereitet besondere Probleme. Hier handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die vor allem die kleinen Gelenke betrifft. Sie kann zur Zerstörung, Verrenkung oder völligen Versteifung der Gelenke führen. Zum typischen Krankheitsbild gehören die Zerstörung der Fußwurzelknochen, entzündliche Schleimbeutel im Bereich der Mittelfußknochen sowie Zehenfehlstellungen. Als Behandlung ist eine Einlagenversorgung bei ausgeprägten Fällen nicht ausreichend. Operative Eingriffe und anschliessende Versorgung mit massgefertigtem orthopädischem Schuhwerk sind hier sehr häufig notwendig.



Die Ursachen

Oder - Wie sich der Mensch die Füße verdirbt !

Die wenigsten Fußschäden sind angeboren, die meisten werden erst später erworben - im Jugendalter oder während des frühen Erwachsenenalters. Das heisst aber nicht, dass diese Fehler immer nur durch äussere Einwirkungen entstehen. Nicht immer sind Fehler bei der Fußbehandlung, schlechtes Schuhwerk usw. die Ursache. Wenn zum Beispiel die Schiefzehe immer wieder gehäuft in bestimmten Familien auftritt, dann ist auch anzunehmen, dass hier die Erblichkeit eine überragende Rolle spielt. Falsches Schuhwerk ist dann lediglich Auslöser oder verstärkender Faktor.

Ein ganz extremes Beispiel für einen Fußschaden, der durch äusserliche Einwirkungen entsteht, ist die Deformierung des Fußes zur so genannten "goldenen Lilie", wie sie bei den weiblichen Mitgliedern vornehmer Familien im alten China vorkam. Hier wurde durch eng angelegte Bandagen der Fuß so verkrüppelt, dass extrem kleine Schuhe getragen werden konnten. Den Frauen war nur noch ein trippelnder Gang möglich, der als sehr reizvoll empfunden wurde.


Bei uns tragen die Damen der Mode wegen Schuhe mit hohen Absätzen, was ja auch nicht unbedingt das Beste für Füße und Bandscheiben ist ...

Die am häufigsten auftretenden Fußschäden beruhen auf der so genannten Fußsenkung. Dafür sind folgende Ursachen möglich:

1.) Ungenügendes Training sämtlicher Fußmuskeln. Weil wir zuwenig gehen. Oder weil wir fast ausschliesslich auf unnatürlichem, flachem Boden gehen - also auf Pflaster, Asphalt usw.

2.) Überlastung durch überlange Dauerbelastung oder zu starkes Körpergewicht. Menschen, die ihren Beruf stehend verrichten müssen, sind hier besonders gefährdet.

3.) Verformung des Fußes durch unpassendes Schuhwerk. Das ist ein besonders trauriger Punkt, wenn man bedenkt, dass viele sich nur aus übertriebener Sparsamkeit oder aus Eitelkeit Schuhe kaufen, die für die Füße einfach schlecht sind. Vor allem Kinder sollten niemals Schuhe tragen, die ihnen zu klein sind oder die sonst irgendwie den Fuß deformieren könnten.

Unsere Skelettmuskeln sind für den Wechsel von Belastung und Entlastung sehr gut geeignet, jedoch nicht für eine Dauerleistung. Wenn Sie zum Beispiel im Stehen arbeiten, dann werden bei Ihren Füßen ununterbrochen die gleichen Muskeln beansprucht, ohne dass Sie ihnen eine Erholungspause gönnen. Es entsteht eine unerträgliche Dauerbelastung. Stehen Sie auch noch auf hartem Boden, dann belastet dies noch zusätzlich. Tragen Sie dazu auch noch ungeeignetes Schuhwerk oder müssen Ihre Füße ein überhöhtes Körpergewicht tragen, dann muten Sie Ihren Füßen einfach zuviel zu.

Der schmerzhafte Plattfuß ist ein Ergebnis von Muskelschwäche und Bänderlockerung, hervorgerufen durch Überlastung. Das Bild zeigt die "Goldene Lilie" im alten China als extremes Beispiel einer erworbenen Fußdeformation.




Die Folgen

Auch Beine und Wirbelsäule können durch einen Fußschaden leiden.

Wenn sich zum Beispiel das Fußlängsgewölbe absenkt, dann kommt es dabei zu einer Drehung des Unterschenkels nach innen. Von dieser Veränderung werden auch die Knie betroffen. Der Druck des Körpergewichtes auf die Kniegelenke verteilt sich asymmetrisch, nun besteht die Gefahr einer erhöhten Abnutzung. Mit anderen Worten:


Wenn sich an den Füßen, dem Fundament des menschlichen Körpers, etwas ändert, dann kann das zu einer Kettenreaktion führen. Die normalen Belastungsachsen geraten aus dem Gleichgewicht.

Bei einer Absenkung wird am Fuß selbst die Muskulatur in ihrer Funktion gestört. Schmerzen und Muskelhärten bei Belastung sind die Folge, die später auch bei Füßen in Ruhestellung anhalten können. Durch die Störung der Muskelfunktion werden Bänder, Gelenkkapseln, Knorpel und Knochen überfordert-, die Gelenke g raten aus dem Gefüge, werden schmerzhaft und können versteifen. Das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Muskelaktivitäten geht verloren. Das wiederum verändert die Spannung, setzt den Pumpeffekt der Muskulatur herab, der auf den Blutrückstrom günstig wirkt.

Durch einen Schuh mit überhohem Absatz wird der Bewegungsapparat verändert. Der Vorfuß bekommt erheblich mehr Last aufgeladen als er normalerweise tragen sollte. Durch diese Fußstellung mit hohem Absatz werden auch die Kniegelenke etwas gebeugt und das Becken leicht nach vorn gekippt. Dies wiederum führt zu einer leichten Vermehrung der Hohlschwingung der Lendenwirbelsäule. Dadurch werden die Bandscheiben ungleichmässig beansprucht und die Zwischenwirbelgelenke vermehrt belastet. Und dann kann es im Laufe der Jahre ganz schön weh tun ...

So ist ständiges Tragen von Schuhen mit überhohem Absatz (über 45 mm) oft nicht nur Ursache für Fußschmerzen, sondern auch für Knie- und Rückenbeschwerden. Was eine lädierte Bandscheibe für Beschwerden verursacht, darüber hat wohl schon jeder einmal ein Liedchen gehört ...

Wenn sich am Fuß etwas ändern, dann kann dies in einer Kettenreaktion Auswirkungen bis hin zur Halswirbelsäule haben.




Der fußgerechte Schuh

Wie er sein muss, damit Ihre Füße gesund bleiben.

Wenn wir uns fragen, was sich unsere Füße wünschen, dann wissen wir die Antwort selbst. Aber trotzdem erhalten unsere Füße sehr oft nicht das, was sie brauchen: Schuhe, die nicht zu eng, nicht zu weit, nicht zu kurz und nicht zu lang sind. Schuhe, die den Zehen genügend Bewegungsfreiheit geben. Schuhe mit einer Sohle, die elastisch ist. Mit Absätzen, die nicht höher als 4 cm sind.

Für die noch leicht verformbaren Kinderfüße sind solche Schuhe natürlich besonders wichtig. Die Eltern müssen daran denken, wie stark Kinderfüße wachsen. Es ist nicht verwunderlich, dass sich die Schuhgrösse recht häufig in einem Jahr um mehrere Nummern ändert! Anlässlich einer Fußmesswoche, die von einer Krankenkasse veranstaltet wurde, konnten die Füße von 80.000 Schulkindern vermessen werden. Dabei kam heraus, dass 59% der Kinder Schuhe trugen, die entweder zu gross oder zu kurz waren.

Der gute Kinderschuh soll den Fuß gegen Schmutz, Wärme, Kälte und Nässe schützen und ihm dabei soviel Freiheit geben wie eben möglich. Er darf den Kinderfuß nicht verformen. Er soll eine fußgerechte Form aufweisen.

Bei der Bestimmung der Schuhlänge ist zu beachten, dass der Fuß bei Belastung, also beim Stehen und Gehen, länger ist als ohne Belastung. Andererseits muss der Schuh eng um den Mittelfuß liegen, um beim Gehen ein Vorrutschen in die Schuhspitze mit Stauchung der Zehen zu vermeiden. Die Modemacher verpassen uns häufig Schuhe, die zwar schick aussehen, aber unseren Füßen viel zumuten. Vielleicht kommt daher das Sprichwort "Schönheit will leiden". Wer seine Füße und sich selbst nicht aus Eitelkeit heraus leiden lassen will, der achtet darauf, dass die Brandsohlenform der Form des Fußes entspricht. Und dass die Schuhsohle möglichst weich ist, um die federnde Wirkung des Fußes zu unterstützen. Ausserdem verdient auch noch das Material Beachtung, aus dem der Schuh gemacht ist: Ein synthetischer Schaft oder ein synthetisches Futter führen zu einer deutlichen Erhöhung der Feuchtigkeit im Schuh. Lederschuhe sind viel besser für Ihre Füße.

Daraus besteht der Schuh:

Das Oberteil - der Schaft - besteht aus Vorderblatt und Fersenteil.

Der Schuhboden besteht aus einer Laufsohle und in der Regel einer Brandsohle, die mit dem Schaft verbunden wird.

Bei fußgerechten Schuhen wird ein Stahlgelenk in die Brandsohle eingearbeitet, das entscheidend für die Formbeständigkeit des Schuhs ist.

Im Fersenbereich sehen Sie die Hinterkappe, an der Spitze die Vorderkappe.




Gymnastik für die Füße

Damit Sie gesund und fit bleiben können.



Wenn Sie barfuß im Sand oder auf weichem Waldboden laufen, dann spüren Sie selbst, was Ihren Füßen gefällt. Es ist genau das, was sie auch brauchen, um gesund zu bleiben.

Weiter vorn in diesem Heft ist dargestellt, aus was unsere Füße bestehen: Aus verschiedenen Knochen, die durch das Kapselgewebe, einen Bandapparat und die Fußmuskulatur zusammen gehalten werden. Wenn die Muskeln hier ihre Rolle gut spielen sollen, dann müssen sie auch die Gelegenheit zum Training bekommen, sonst bleiben sie nicht fit und Fußsenkung droht. Treiben Sie darum Fußgymnastik! Barfuß laufen auf gewachsenem Boden wie Rasen, Watt oder Waldboden, das ist genau das Richtige: Die Fußsohle wird durch den unebenen Boden wechselnd gereizt und in unterschiedliche Stellungen gebracht. Das trainiert alle Muskelgruppen.

Der Säuglingsfuß braucht noch keine systematische Gymnastik. Grössere Kinder dagegen sollten schon systematisch üben. Damit solche Übungen nicht langweilig werden und bald nicht mehr stattfinden, gibt es sehr lustige Trainingsmöglichkeiten:

Papierzerreissen, Seil- oder Ringziehen mit den Zehen, Raupengang oder Schwammausdrücken. Empfehlenswert ist auch das Einsammeln von Gegenständen wie Bleistifte, Becher, Murmeln oder glatte Steine sowie das Seilspringen.

Ein gesunder Fuß ist warm und gut durchblutet. Wenn Sie Zehenbewegungen machen und viel gehen, dann fördern Sie damit die Durchblutung durch rhythmisches Anspannen der Beinmuskulatur. So kommt die Muskelpumpe, die das Blut zum Herzen zurückpumpt, gut in Gang. Vermeiden Sie dagegen langes Stehen. Auch ist es gesund, die Beine - wenn eben möglich - hochzulegen. (Füße auf den Tisch mag zwar rüpelhaft sein, aber es ist gesund!) Ein gesunder Fuß braucht keine Einlagen, sondern Übungen, um die Fußschwäche zu vermeiden.




Die Einlagen

Einlagen helfen bei den verschiedenen Fußerkrankungen. Wichtig ist aber auch zusätzliches Muskeltraining!

Einlagen sind individuell gefertigte, mechanische Hilfsmittel zur Behandlung von Fußerkrankungen. Sie korrigieren, stützen, dämpfen und wirken entlastend für den Fuß und den Bewegungsapparat. Sie werden vom Arzt verordnet und vom Orthopädiehandwerker massgefertigt. Sie sind etwas anderes als serienmässig hergestellte Fußstützen, die sich gelegentlich in Konfektionsschuhen finden. Solche Fußstützen können vorbeugend oder bei leichter vorübergehender Fußschwäche angezeigt sein. Einlagen dagegen stellen die gestörte Statik des Beines durch stützen oder stimulieren wieder her. Sie werden mit folgenden Behandlungszielen angewandt (nach Marquardt):

1. Unterstützung der Fußsohle zur Behebung muskulärer oder gelenkbedingter Beschwerden.

2. Aufrichtung und Korrektur von Fußdeformierungen. Verhütung von erneutem Auftreten von Deformierungen, die vorbehandelt wurden. Korrektur von Fußdeformitäten.

3. Belastungsausgleich verschiedener Teile der Fußsohle. Entlastung überlasteter Sohlenabschnitte.

4. Entlastung und Schonung einzelner Vorfußteile durch Abrollwirkung.

Schuheinlagen haben den Vorteil, dass sie weniger kosten als orthopädisches Schuhwerk. Und sie können abwechselnd in mehreren Schuhen getragen werden. Ganz allgemein haben Schuheinlagen den Nachteil, dass sie eben nur passiv stützen und die Fußbewegung behindern. Durch diese Inaktivität kann eine Schwächung der Muskulatur entstehen. Darum ist es auch sehr wichtig, dass Einlagen nicht ohne aktiv kräftigende Massnahmen für die Fußmuskulatur getragen werden.

Generell gibt es drei EinIagentypen: Korrektureinlagen und Bettungseinlagen.

Korrektureinlagen. Sie kommen in der Regel nur im Wachstumsalter zur Anwendung. \Nenn Formabweichungen durch Gewebeschäden auftreten, wirken sie diesen unterstützend entgegen. Dabei korrigieren sie Fußdeformitäten so weit wie möglich, um eine bleibende Fehlform des Fußskeletts zu verhindern.

Bettungseinlagen. Sie dienen einem Belastungsausgleich bzw. der Entlastung einzelner Sohlenabschnitte. Die Körperlast wird möglichst gleichförmig und breitflächig verteilt (nach Hohmann). So werden Überlastungszonen entlastet, die nur schlecht weichgepolstert sind. Bei Füßen, die solche Einlagen brauchen, ist eine passive Korrektur ohne Gewaltanwendung nicht möglich. Bettungseinlagen werden aus verhältnismässig weichen Werkstoffen hergestellt. Die Schuhe müssen dafür besonders stabil sein.

Die Einlagen werden aus vielen verschiedenen Kunstoffen (harte, weiche, dämpfende und polsternde) hergestellt. Wenn eine Korrektur der Fußstellung erreicht werden soll, dann muss starres Material verwendet werden.

Durch die Einlage wird der Schuh enger. Bei Beschwerden, die durch zu enges Schuhwerk entstanden - also bei Schleimbeutelentzündungen oder Zehenfehlstellung - ist es darum nicht sinnvoll, hier Einlagen zu verwenden, ohne gleichzeitig einen grösseren Schuh zu tragen. Grundsätzlich gibt es zwei Gründe für die Verordnung von Einlagen: Einmal zur Vorsorge, um bei noch bestehender Beschwerdefreiheit einen Fußschaden zu vermeiden, oder um nach abgeschlossener Korrekturbehandlung das \Niederauftreten von Deformitäten zu verhindern. Zum anderen werden Einlagen zur Behandlung bereits bestehender Fußbeschwerden verordnet. Bei den glücklicherweise seltenen angeborenen Fußdeformitäten sind in vielen Fällen Einlagen zur Wuchslenkung notwendig.

Einlagen können durchaus erfreuliche Wirkungen auf Rückenschmerzen und Knie- bzw. Beinschmerzen haben. Die Einwirkung einer Drei-Punkt-Einlage zur Korrektur des Klump- oder Sichelfußes. Die über das Drei-Punktsystem wirkenden Kräfte dürfen nicht zu hoch sein. Sie entsprechen etwa der Stärke des Fingerdrucks.




Schuhe für Einlagen

Wie Schuhe für Einlagen sein sollten

Wenn Sie die Einlage in einem normalen Schuh tragen, dann ist er vorn und hinten zu niedrig. Dadurch wird dem Fuss der notwendige Halt genommen, und die Zehen verkrampfen sich, weil sie den Schuh halten müssen.


Die Schuhe schlappen und drücken, werden ausgetreten und in kürzester Zeit im wahrsten Sinne des Wortes "untragbar". Es gibt aber noch mehr Gründe, warum Schuhe für Einlagen ganz anders sein müssen als Normalschuhe.

Wenn Fuss, Einlage und Schuh eine Einheit bilden sollen, dann müssen die Voraussetzungen, wie hier dargestellt, erfüllt sein. Nur so kann die Einlage ihre Funktion erfüllen.





1. Gelenkbereich. Die ausgeprägte Längs- und Querwölbung, die für einen Normalschuh richtig ist, muss bei Schuhen für Einlagen stark abgeflacht werden. Sonst kippt und schaukelt die Einlage.

2. Der Leisten muss im Ballen-, Rist- und Fersenbereich um das Mass der Einlage erweitert werden.

3. Das Fersenteil. Es muss der Stärke der Einlage entsprechend erhöht sein.

Bei Einlagen gibt es sehr grosse Unterschiede in der Breite und Stärke Der optimale Schuh für Einlagen muss deshalb in vielen Formen angeboten werden.

Was eigentlich jeder gute Schuh haben sollte, muss der Schuh für Einlagen erst recht haben: Obermaterial und Innenfutter aus Leder - um aktive Atmung zu garantieren. Ausserdem sollte der Ballenbereich abgepolstert sein, um harte Stösse beim Auftritt zu dämpfen. Und im Vorfussbereich sollte genügend Raum sein, damit die Zehen beim Abrollen des Fusses Platz haben.



4. Die Brandsohle mit Stahlgelenk. Durch eine eingebaute Stahlfeder muss das Brandsohlengelenk verstärkt werden, um das Durchtreten des Schuhgelenks zu verhindern.

5. Die Hinterkappe. Sie muss verlängert und gut geformt sein, um die Fersenpartie zu stabilisieren. Und um zusammen mit einem engen Fersenabschluss den so wichtigen Halt zu garantieren.